Nicht nur Börsenprofis, auch immer mehr Kleinanleger interessieren sich für den Handel mit Optionen. Aber was ist das überhaupt genau, wie funktioniert es, worauf muss man achten und ist der Handel mit Optionen auch für Börsen-Neulinge geeignet?
Hier finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen.
Die Grundlagen des Optionshandels
Beim Handel mit Optionen erwirbt der Käufer einer Option das Recht, einen gewissen Basiswert wie beispielsweise eine Aktie zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens für einen vorher vereinbarten Preis zu kaufen oder verkaufen. Eine Verpflichtung dieser Option nachzukommen gibt es für den Käufer der Option nicht, der Verkäufer ist jedoch verpflichtet, den jeweiligen Basiswert zum vorher vereinbarten Preis zu kaufen oder verkaufen.
An einem einfachen Beispiel verdeutlicht funktioniert das so:
Angenommen, Sie bewohnen eine Eigentumswohnung. Beruflich müssen Sie jedoch in 12 Monaten ins Ausland ziehen und Sie möchten die Eigentumswohnung dann verkaufen. Ein Kollege, der zum gleichen Zeitpunkt an Ihren jetzigen Wohnort ziehen wird, meldet Interesse an. Ihm bieten Sie nun an, eine Option auf Ihre Eigentumswohnung zu kaufen. Da die Preise auf dem Immobilienmarkt schwanken und beide Seiten eine gewisse Sicherheit haben möchten, treffen Sie eine Vereinbarung. Sie einigen sich auf einen Kaufpreis und der Kollege zahlt Ihnen 500 € und sichert sich dafür das Recht, die Wohnung zu einem vereinbarten Zeitpunkt im nächsten Jahr zu diesem Preis zu kaufen. Steigen die Immobilienpreise in Ihrer Wohngegend nun innerhalb der nächsten 12 Monate an, macht der Kollege ein gutes Geschäft. Sie selbst haben den Vorteil, dass Sie die Eigentumswohnung zum gewünschten Zeitpunkt zu einem akzeptablen Preis verkaufen konnten.
Hat der Kollege nun aber in der Zwischenzeit eine Immobilie gefunden, die ihm besser zusagt, muss er die Option nicht wahrnehmen. In dem Fall haben Sie 500 € und können die Eigentumswohnung anderweitig verkaufen.
Entstehungsgeschichte der Optionen
Entstanden ist dieser Handel mit Optionen übrigens aus dem Tulpenhandel in Holland im 17. Jahrhundert.
Aufgrund einer sehr großen Nachfrage nach den in der Jahrhundertwende aus der Türkei eingeführten Tulpen, die von niederländischen Züchtern veredelt und in immer bunteren Farben gezüchtet wurden, entschieden sich immer mehr Handwerker, die mit ihrer Arbeit nur sehr wenig Geld verdienten, auf den lukrativen Handel mit Tulpen umzusteigen. Aufgrund der enorm großen Nachfrage wurden dabei immer öfter auch Tulpenzwiebeln gehandelt, die sich noch im Boden befanden und die daher erst zu einem späteren Zeitpunkt tatsächlich verkauft werden konnten.
Der Verkäufer sagte dem Käufer also zu, dass dieser zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Menge an Tulpenzwiebeln zu einem bestimmten Preis von ihm kaufen könne. Der Käufer zahlte dem Verkäufer dafür eine Gebühr und die Option war geboren.
Anders als heute bestand für den Tulpenkäufer im 17. Jahrhundert jedoch eine Ausübungspflicht, er musste die Zwiebeln also kaufen, egal wie sich der Markt bis dahin entwickelte und das wurde vielen Käufern zum Verhängnis, denn irgendwann brach der Markt ein und die Käufer mussten Tulpenzwiebeln für 1.000 Gulden abnehmen, die nur noch 100 Gulden wert waren.
Long & short, Call & Put, amerikanisch und europäisch
Wer mit Optionen handeln möchte, der kann zwischen unterschiedlichen Variationen wählen.
Eine dieser Variationen besteht im Optionshandel im europäischen oder amerikanischen Stil.
Wer sich für die amerikanische Variante entscheidet, der kann seine Option über die gesamte Laufzeit hinweg vom ersten bis zum letzten Tag ausüben, wann immer es ihm passend erscheint. Bei der europäischen Variation kann die Option nur an einem vertraglich vereinbarten Verfallstag ausgeübt werden. Die Frage amerikanisch oder europäisch hat also nichts mit Handelsplätzen oder ähnlichem zu tun, sondern bezeichnet zwei unterschiedlich Stile des Optionshandels.
Eine weitere Frage ist, ob man sich für eine Long-Option oder eine Short-Option entscheidet. Dies hat nun wiederum nicht etwa mit der Laufzeit zu tun, sondern damit, ob der Anleger darauf setzt, dass der Basiswert, also die Aktie oder ein anderer Wert, auf den er eine Option erworben hat, im Verlauf der Laufzeit sinkt oder steigt.
Setzt der Anleger auf eine steigende Aktie, wählt er die Long-Option, setzt er auf einen fallenden Kurs wählt er die Short-Option. Ähnlich verhält es sich mit Call & Put, die Call Option berechtigt den Optionskäufer, den Basiswert zu einem bestimmten Preis zu kaufen, was nur sinnvoll ist, wenn der Preis ansteigt, die Put Option berechtigt ihn zum Verkauf, was wiederum nur bei einem sinkenden Kurs sinnvoll ist.
Ein Beispiel:
Ein Anleger interessiert sich für eine Aktie. Der Preis liegt bei 95 €, doch der Anleger setzt darauf, dass die Aktie im Preis steigen wird. Er erwirbt eine Option darauf, die Aktie innerhalb eines halben Jahres für 100 € zu kaufen.
Diese 100 € werden als Ausübungspreis bezeichnet und die Option kostet ihn 10 €. Nun steigt die Aktie im vereinbarten Zeitraum auf 130 €, erfährt also einen Anstieg um 36 %.
Die Option, die der Anleger für 10 € gekauft hat, und die ihm das Recht zusichert, die entsprechende Aktie für 100 € zu kaufen, kann der Anleger nun verkaufen und zwar für 30 €, was zusammen mit dem Ausübungspreis von 100 € den aktuellen Aktienkurs widerspiegelt.
Damit gewinnt er 20 € und das gleiche Geld hätte er gewonnen, wenn er stattdessen die Aktie für 100 € gekauft, für 130 € wieder verkauft und vom Gewinn den Kaufpreis der Option abgezogen hätte. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied.
Die Hebelwirkung
Während die Aktie innerhalb der Laufzeit um etwa 36 % gestiegen ist, ist der Wert der Option um 100 % von 10 auf 20 € gestiegen. Hier kommt die sogenannte Hebelwirkung ins Spiel, da es bei Handel mit Optionen möglich ist, prozentual wesentlich größere Gewinne einzufahren.
Zwar bleibt das einzelne Ergebnis gleich, da der Anleger in beiden Fällen 20 € gewinnt, doch während die Aktie um nur 36 % gestiegen ist, ist der Wert der Option um 100 % gestiegen. Gepaart mit der Tatsache, dass beim Handel mit Optionen der Kapitaleinsatz wesentlich geringer ist als wenn direkt mit dem Basiswert spekuliert wird, lassen sich so durch die Hebelwirkung sehr hohe Gewinne erzielen.
Gleichzeitig ist jedoch aus das Risiko, dass es zu einem Totalverlust kommt sehr hoch.
Vor- und Nachteile des Optionshandels
Der Handel mit Optionen hat also Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehören unbestritten die hohen Gewinnmöglichkeiten durch die Hebelwirkung und der vergleichsweise geringe Kapitaleinsatz. Zudem profitiert der Käufer von Optionen davon, dass er seine Option nicht ausüben muss und er hat die Möglichkeit, je nachdem wie er spekuliert, sowohl von fallenden als auch von steigenden Kurswerten zu profitieren.
Nachteilig ist jedoch, dass es leicht zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommen kann, wenn sich der Basiswert der Option innerhalb der Laufzeit nicht in die erwünschte Richtung bewegt. Außerdem wird beim Handel mit Optionen immer eine gewisse Anzahl an Basiswerten zusammengefasst, der Käufer kann also nicht eine Option auf eine Aktie erwerben, sondern nur auf ein Bündel von beispielsweise 100 Aktien. Diese Bündelung des Basiswertes macht vor allem für Kleinanleger eine Diversifikation des Kapitals schwierig.